Es gibt diesen verschwörungstheoretisch beliebten Ausspruch „die wirklich wichtigen Entscheidungen werden ganz woanders getroffen“, auf den man guten Gewissens und mit der Sicherheit eine hervorragende Pointe zu liefern, antworten kann: „Die wirklich wichtigen Entscheidungen werden gar nicht getroffen“.
Nun lese ich heute diesen Eintrag:
Hinreichend.
Im Fall, dass einer eine kleine Macht und Entscheidungsgewalt besitzt, in einer konkreten Situation aber die offenkundig klügste Idee bereits von einem anderen ausgesprochen wurde, kommt es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu dem Phänomen, dass am Ende überraschend eine ungünstigere Variante gewählt wird, nur um dies kleine bisschen Macht wahrzunehmen und dadurch zu bestätigen. — Man mache drum keine allzu klugen Vorschläge, nur hinreichend kluge, d.h. solche, die nach oben noch ein klein wenig Spielraum offenlassen.
Die Richtigkeit dieses Gedankenganges leuchtet augenblicklich ein. Es ist zum Heulen.
Ja, aber man kann – einiges Geschick vorausgesetzt – ein wenig vorbeugen. Und man kann innerlich grinsend ein wenig Genugtuung empfinden, ganz gleich ob es nun so oder so kommt, d.h. man muss nicht zwingend sein Selbstwertgefühl davon abhängig machen.
Das ist allerdings wahr. Es bedeutet jedoch, daß man die Domäne der reinen Kompetenz verläßt und sich in politische Bereiche begibt.
Wenn man einer Macht gegenüber tritt … immer.
Ein Gedanke: die Nur-Kompetenten, die Techniker und Ingenieure, auch die Künstler haben kein entwickeltes Gespür für die Mechanismen und Charaktere der Macht und stehen daher immer wieder verständnis- und fassungslos vor den von Ihnen beschriebenen Entscheidungen der Mächtigen. Sie können sich einfach nicht vorstellen, daß Kompetenz nicht Bedingung der Macht ist.