Schon bevor Apple das iPad angekündigte, diskutierte ich mit den Kollegen in der IO, auf den Stammtischen und sommerlichen Zusammenkünften in Johanniskirchen die Zukunft des Autors und Illustratoren und die Zukunft der Verlage. Mit der Lektüre Chris Andersons Buch „The Long Tail“ konnte man die Zukunft dieser Branchen recht genau vorhersagen.

Meinem Plädoyer für den Selbstverlag wurde und wird immer noch skeptisch begegnet, und ich erkenne bei den ehrenwerten Kollegen vor allem einen mangelnden Unternehmergeist. Das wird verständlich, bedenkt man die Sozialisation der meisten „Kreativen“ in den deutschen Hochschulen.

Aber wie so oft, einer muß den Anfang machen, muß zeigen, daß Ideen Wirklichkeit werden können. Wir sind als Urheber an einem historischen Scheideweg: die Entwicklungen der digitalen Welt ermöglichen tatsächliche Teilhabe und Teilnahme an gestalterischen und verlegerischen Prozessen. Und endlich, endlich, können wir die Kontrolle über unsere Werke gewinnen, entscheiden ob ein Werk verlegt wird, welche Gestalt es annehmen und nicht zuletzt: was es kosten wird.

Preiswerte und leicht zugängliche Technik änderte erst die Musikproduktion, dann die Bildproduktion, seit ein paar Jahren können junge Filmemacher auf hohem technischen Niveau ihr Talent unter Beweis stellen, ohne ihre Lebenszeit auf der Suche nach potenten Geldgeber zu vergeuden.
Und nun kommt diese Entwicklung im Verlagswesen an. Nein, dieser Satz ist falsch: diese Entwicklung kam bereits vor einiger Zeit im Verlagswesen an und die ersten Verlagshäuser reagieren bereits darauf. Die Mehrzahl der Protagonisten jedoch hat immer noch nicht verstanden, daß die Zukunft bereits an ihnen vorbeigegangen ist.

Wer die erste Demo von Popular Science auf dem iPad sah, konnte keinen Zweifel mehr haben, wohin die Reise gehen wird.

Gestern nun las ich von Libroid , dem Projekt des renommierten Autors Jürgen Neffe.
Er nennt das Projekt poetisch-geheimnisvoll „den Verlag der ungedruckten Bücher“.

Man liest Neffes klaren und klugen Text, man schaut sich das Video an und es macht klick: so sieht das Buch im digitalen Zeitalter aus. So werden unsere Bücher aussehen. Und Verleger werden künftig freundlicher und zuvorkommender mit uns umgehen,
wenn ich’ so daran denke, kann ich’s eigentlich kaum erwarten…

In diesem Essay in der ZEIT führt Jürgen Neffe seine Grundgedanken aus: Es war einmal – Die Ära des gedruckten Buches geht zu Ende. Kein Grund zur Trauer

Meine vorherigen Einlassungen zu dem Thema: Verteidigung der Urheberrechte von falscher Seite

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